Lichtenberger Nicaragua-Wandbild schreibt Kunstgeschichte

Konservierungsetappe am 15. August erfolgreich beendet. Im April 2020 beginnt die zweite Etappe der denkmalgerechten Restaurierung.

Die Rede ist vom populären und europaweit größten Giebelwandbild mit naiver Kunst „Nicaraguanisches Dorf – Monimbó 1978“ am Haus Skandinavischen Str. 26 in Berlin-Lichtenberg. Ausgeführt im Auftrag des (Ost-) Berliner Magistrats im Sommer 1985 vom nicaraguanischen Meistermaler Manuel García Moia, assistiert von seinen Berliner Künstlerkollegen Martin Hoffmann und Trak Wendisch.

Rechtzeitig, wenige Tage vor der 12. „Langen Nacht der Bilder“ am 06. September 2019, wurde ein großer Wunsch vieler Kunstfreunde wahr. Denn am 26. Juli fiel der Gerüstvorhang am Giebel und drei Tage später erfolgte die Demontage des Baugerüstes. Über zehn Wochen konservierte ein Team von zwölf versierten Restauratoren unter Leitung von Frau Dunja Rütt und Frau Anke Hirsch in einem komplizierten Verfahren das 19 m hohe, 13 m breite, rund 34 Jahre zählende Kunstwerk am Monimbó-Platz.

Bekanntlich kam 2018 eine vom Landesdenkmalamt LDA beauftragte Evaluierung zum Ergebnis, dass eine nachhaltige Restaurierung des Gesamtbildes möglich ist. Dazu wurde eine Musterfläche restauriert. Am 30. August 2018 entschied daraufhin das Bezirksamt im Einvernehmen mit dem Lichtenberger Parlament, die Restaurierung mit 60 Tsd. Euro zu unterstützen. Die darüber hinaus benötigten Finanzierungsmittel wurden von der Bürgerkunst-initiative eingeworben, so von bedeutenden Sponsoren wie der Daimler AG in Stutt-gart, der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH in Berlin Lichtenberg und der Lichtenberger Bürgerstiftung aber auch von vielen privaten Spendern. Sie alle ermöglichten der Kunstinitiative, sich mit insgesamt 63 Tsd. Euro Spendengelder in die Finanzierung einzubringen.

Was beinhaltete die Konservierung konkret?
Zahlreiche Dübel und große Flächen von Klebmörtel wurden vorsichtig aus der Wand gelöst. Sie sind die Rückstände von 500 Wärmedämmplatten aus dem Jahr 2005, die sich über dem Wandbild befanden und bereits 2015 entfernt werden mussten. Wichtig war, dass das freizulegende Original-Giebelwandgemälde dabei so wenig wie möglich Schaden nahm. Entsprechend den denkmalpflegerischen Grundsätzen und Kriterien wurden Fugen, Risse, Unterhöhlungen in der Wand behandelt und der Putz großflächig stabilisiert.
Eine andere, ebenso mühsame und unangenehme Aufgabe war das Entfernen von alter und neuer Graffiti, Anmerkung: Vandalismus. Die Reinigung erfolgte mit notwendigen chemischen Mitteln.
  08.08.2019. Nicaragua- Wandgemälde nach Abschluss der 1. Restaurierungsphase. Foto: H.-Joachim Schemel

Diese Arbeiten waren vorrangig im unteren Bereich des Wandbildes unabdingbar. Dabei gingen leider bedeutende Bildelemente verloren.

 

08.08.2019. Nicaragua- Wandgemälde
nach Abschluss der 1. Restaurierungsphase.
Foto: H.-Joachim Schemel

Diese Bildteile müssen in der zweiten Etappe der Restaurierung (April bis Juli 2020) rekonstruiert und dann retuschiert werden, ein mindestens genauso aufwändiges und kostenintensives Verfahren. Die zweite Etappe wird dank der Bewilligung von Fördermitteln durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin möglich werden.

Auf einer Schutz-Einhausung (Schutz vor Graffitivandalismus) im unteren Bildteil werden in Kürze Schüler der Grundschule am Wilhelmsberg Blüten- und Pflanzen ausmalen, die der Blumenleiste auf dem Gemälde von Manuel García Moia nachempfunden sind. Unterstützt werden die Schüler dabei von den Restauratorinnen und den Aktivisten der Kunstinitiative.

Zitat: „Mit einer bemalten Fläche von 255 m² zählt dieses Berliner Wandgemälde von Manuel García Moia (Nicaragua) zu den größten und schönsten Wandbildern mit naiver Malerei in der Welt. Als Antikriegsbild ist es Zeugnis einer außerordentlich kreativen Kunstepoche der Wandmalerei in Lateinamerika, speziell in Nicaragua von 1979 bis 1992“.
Prof. Dr David Kunzle, University of California, Los Angeles, USA.

Die Aktivisten und Helfer des Projektes sind hoch motiviert, sich ebenso in der zweiten Phase der Restaurierung 2020  einzubringen.

Text: Christel Schemel, Gesamtprojekt-Koordinatorin.


Weitere Unterstützung für das Nicaragua-Giebelwandgemälde tut Not. Wir danken daher herzlich für Ihre Spenden. Das Spendenkonto der Wandbildinitiative lautet:

Kulturring in Berlin e. V.
Berliner Bank NL DB
IBAN IBAN: DE41 1007 0848 0525 6219 01
BIC: DEUT DE DB110
Verwendungszweck: Spende Nicaragua-Wandbild